Die Erstellung eines ISEKs bildet die formale Grundlage für alle Programme der Städtebauförderung. Ein ISEK muss demnach einen konkreten Gebietsbezug aufweisen, integrierte Ziele der kommunalen Entwicklung definieren und Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele aufstellen. Hierzu zeigt es Handlungsfelder und Probleme ebenso wie Lösungsstrategien für einen konkreten Teilraum auf, wobei auch regionale und gesamtstädtische Rahmenbedingungen berücksichtigt werden.
Ein ISEK stellt folglich ein gebietsbezogenes Planungs- und Steuerungsinstrument für lokale Problemlagen und deren angepasste Lösungsansätze dar, weswegen es keinen Anspruch erheben darf, universalgültig und unreflektiert übertragbar zu sein. Vielmehr bezieht es sich auf ein konkretes Teilgebiet einer Kommune und stimmt teilräumliche Planungen mit den übergeordneten räumlichen Ebenen von Kommune und Region ab. Es verfolgt einen ganzheitlichen, integrierten Planungsansatz, welcher soziale, städtebauliche, kulturelle, ökonomische und ökologische Handlungsfelder betrachtet. Anpassungserfordernisse werden begründet, Ziele und Handlungsschwerpunkte beschrieben. Die zu entwickelnden, lösungsorientierten Maßnahmen reichen oftmals über die originären Tatbestände der Städtebauförderung hinaus.
Hinsichtlich der Umsetzung müssen im ISEK formulierte Maßnahmen zeitlich und inhaltlich wegen der langen Laufzeit der Gesamtmaßnahme von bis zu zwölf Jahren priorisiert werden. Dabei ist es wichtig, Impulse für die Stadtentwicklung zu setzen und durch sogenannte Leuchtturmprojekte ein Exempel in der Umsetzung zu statuieren und eine Aufbruchstimmung unter den Akteuren zu initiieren. Dabei ist ein ISEK jedoch auf eine kontinuierliche Fortschreibung angewiesen, da es als langfristiger Orientierungsrahmen für die kommunale Entwicklung dient, welcher durch die politische Verabschiedung des ISEK eine kommunale Selbstbindungswirkung entfaltet.
Freising
Standort
Freising, Oberbayern
Auftraggeber
Stadt Freising
Fläche
72,8 ha
Zeitraum
2010 – 2011
Die Innenstadt ist Herz und Seele einer Stadt zugleich. Von der Entwicklung und Verbesserung der Innenstadt profitieren daher alle. Angesichts der großen Herausforderungen der Europäischen Städte, insbesondere vor dem Hintergrund der Entwicklungsdynamik im Großraum München, hat die Stadt Freising ein groß angelegtes neues Projekt gestartet. Mit Unterstützung durch das Städtebauförderprogramm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ wurden Konzepte und Maßnahmen entwickelt, die die Innenstadt Freisings nachhaltig verbessern und dergestalt entwickeln sollen, dass eine langfristige und zukunftsorientierte Positionierung und Standortaufwertung erreicht wird.
Im Projektgebiet mit einer Größe von über 70 ha waren die gesamte Innenstadt sowie angrenzende Bereiche, insbesondere der Freisinger Domberg Freising enthalten.
Für die Bearbeitung des Innenstadt-Entwicklungskonzepts wurde ein interdisziplinäres Planungsteam bestehend aus Stadtplanern (BBP, Kaiserslautern), Verkehrsplanern (INGEVOST Dipl.-Ing. Christian Fahnberg, Planegg), Handels- und Immobilienspezialisten (CIMA GmbH, München) beauftragt. In den Händen der USP Projekte GmbH, München lag das Prozessmanagement, die Moderation und die immobilienökonomischen Schwerpunkte an der Schnittstelle zur Stadtplanung.
Für den speziellen Planungsprozess wurde eine eigene Projektstruktur installiert. Neben einem Administratorenteam in der Verwaltung wurde eine Lenkungsgruppe installiert, die neben den Vertretern des Planungsteams, der Verwaltung und der Fraktionen beispielsweise auch mit Vertretern von Behinderten, der Wasserwirtschaft, der Kirche, der Verkehrsbetriebe, des Gewerbeverbandes, des Einkaufszentrums Freising, der örtlicher Banken, der lokalen Agenda oder der örtlichen Streetworkerin besetzt war.
Wesentlicher Baustein war dabei eine zweitägige Klausurtagung gemeinsam mit Lenkungsgruppe und Planungsausschuss die zur Beratung und Festlegung der Leitlinien durchgeführt wurde, was zu einem großen Projektverständnis und einer hohen Identifikation geführt hat.
In den Folgejahren hat BBP vertiefende Studien und Planungen für einzelne Teilbereiche durchgeführt und war langjährig in dem aus dem Projekt hervorgegangenen Innenstadtbeirat der Stadt Freising vertreten.
Weilerbach
Standort
Weilerbach
Auftraggeber
Ortsgemeinde Weilerbach
Fläche
15,9 ha
Zeitraum
seit 2016
Nachdem die Gemeinde Weilerbach im Jahr 2016 eine positive Rückmeldung zum gestellten Antrag auf Aufnahme in ein Programm der Städtebauförderung erhielt, wurden 2016/17 die Vorbereitenden Untersuchungen nach § 141 BauGB durchgeführt. 2017 wurde das Integrierte Stadtentwicklungskonzept im Rahmen des Bund-Länder-Programms „Stadtumbau“ verabschiedet.
Seither betreuen wir die Gemeinde im Rahmen der Sanierungsplanung bei der Umsetzung ihrer Gesamtmaßnahmen. Neben der Initialisierung und Moderation einer Lenkungsgruppe zur zielgerichteten Beratung und Lösung komplexer städtebaulicher Problemlagen wurden städtebauliche Konzepte vertieft und Konzeptvergabeverfahren vorbereitet und begleitet. Insbesondere zur Entwicklung der sogenannten „Neuen Ortsmitte“ fanden intensive Abstimmungsprozesse statt, da sich im Bereich des ehemaligen Spar-Marktes zahlreiche weitere Problemlagen, Möglichkeiten und Akteure konzentrieren.
Darüber hinaus wurden eine Gestaltungssatzung, Machbarkeitsuntersuchungen, z.B. zur Freilegung des Weilerbaches in der Ortsmitte, Bebauungspläne, z.B. zur Neuordnung und Nachverdichtung in der Ortsmitte, sowie Freiflächenplanungen, z.B. Quartiersparkplatz und Bürgergarten, erarbeitet.
Im Rahmen monatlicher Sanierungssprechtage werden interessierte Bürger*innen zu ihren privaten Modernisierungsvorhaben beraten und unter anderem mit Gestaltungsvorschlägen bei der Planung ihrer Sanierung unterstützt. Insbesondere die Anwesen entlang der Hauptstraße weisen bzw. wiesen einen deutlichen Sanierungsstau auf. Die Verkehrsbelastung minderte ihre Attraktivität und stellt die Eigentümer*innen vor besondere Herausforderungen. Zum Beispiel sind Fassadenfarben zu wählen, die den örtlichen Baumaterialien Genüge tun und zugleich keine übermäßige Empfindlichkeit gegenüber dem verkehrsbedingt hohen Verschmutzungsgrad aufweisen.
Idar-Oberstein
Standort
Stadtquartier Wasenstraße, Idar-Oberstein
Auftraggeber
Stadt Idar-Oberstein
Fläche
5,9 ha
Zeitraum
seit 2019
Im Mai 2018 leitete die Stadt Idar-Oberstein die Vorbereitenden Untersuchungen für den Bereich des Stadtquartiers „Wasenstraße“, südlich der Nahe bzw. der B41, ein, nachdem die Bewerbung der Stadt um die Aufnahme in das Städtebauförderprogramm „Soziale Stadt“ erfolgreich war.
Denn nachdem in der Umgebung des beworbenen Quartiers bereits zahlreiche Maßnahmen im Rahmen des Städtebauförderprogramms „Aktive Stadt – Innenstadt Oberstein“ umgesetzt wurden, wollte die Stadt die städtebauliche Weiterentwicklung und Aufwertung des Quartiers „Wasenstraße“ angehen. Dieses Quartier, gelegen zwischen der Naheüberbauung und der Bahnlinie sowie der Bahnhof- und der Wilhelmstraße, ist durch einen deutlichen Funktionsverlust, Leerstände und sanierungsbedürftige Gebäude geprägt. Zugleich befinden sich Einrichtungen der Caritas, der Diakonie und der katholischen Kirche im Quartier, was als Potential im sozialen Bereich zu bewerten ist. Weiterhin stellt die sogenannte Flurschule für die Kinder und Jugendlichen im Quartier einen wichtigen Dreh- und Angelpunkt in ihrem Heranwachsen dar.
Die Grundlage zur Abgrenzung des geplanten Fördergebietes stellt die Erarbeitung eines ISEKs dar, welches für das Quartier unter intensiver Einbindung einer Lenkungsgruppe, bestehend aus Vertretern der Stadtpolitik und Verwaltung sowie der beteiligten Büros BBP Stadtplanung Landschaftsplanung und Stadtberatung Dr. Sven Fries. Die betroffenen Bürgerinnen und Bürger wurden neben der formalen Beteiligung nach dem Baugesetzbuch bereits im Rahmen des Antrags zur Aufnahme in die Städtebauförderung via Fragebogen beteiligt. Während der Erstellung des ISEKs fand die groß angelegte Veranstaltung „Wasenpicknick“ statt, bei der erneut Fragebögen ausgeteilt wurden. Zusätzlich wurden Informationen über das Stadtteilmagazin „Neues vom Wasen“ verteilt und die Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers zur Beteiligung am Erstellungsprozess des ISEKs motiviert.
Das ISEK wurde Ende des Jahres 2020 verabschiedet und das förmliche Sanierungsgebiet „Stadtquartier Wasenstraße“ festgelegt. Als zentrale und erste Maßnahme der Umsetzung wurde das Umfeld der Flurschule angegangen. Auch hier werden die Planungen unter intensiver Einbindung der Lenkungsgruppe sowie der Bürgerinnen und Bürger im Rahmen einer Bürgerwerkstatt im Juli 2023 erstellt.
Katzenelnbogen
Standort
Katzenelnbogen
Auftraggeber
Stadt Katzenelnbogen
Fläche
14,9 ha
Zeitraum
seit 2019
Der Stadt Katzenelnbogen ist es in den vergangenen Jahrzehnten gelungen, ihre Innenstadt an vielen Stellen attraktiv zu gestalten und funktional zu verbessern. Die Städtebauförderung des Landes Rheinland-Pfalz trug maßgeblich zu diesem Erfolg bei. Trotz dieser Bemühungen und Erfolge bestehen im zentralen Stadtkern weiterhin sichtbare städtebauliche Missstände, sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich. Es liegt im öffentlichen Interesse, diese Missstände zügig zu beheben, um den für die ganze Stadt bedeutsamen Ortskern funktional zu stabilisieren und seine städtebauliche Gestalt aufzuwerten.
Ziele der städtebaulichen Sanierungsmaßnahme sind demnach die Sicherung und der Ausbau der grundzentralen Funktionen des Stadtkerns, die Sicherung seiner historischen städtebaulichen Struktur und Bausubstanz, die Unterstützung privater Modernisierungs- und Instandhaltungsmaßnahmen, die Erlebbarmachung des Markenzeichens „Schloss Katzenelnbogen“, die Neuordnung von verdichteten Flächen sowie die Entwicklung von Innenpotentialen, die Schaffung von Wohnraum für junge Familien, die Verbesserung der klimatischen Situation, die Reduzierung der innerörtlichen Verkehrsbelastung, die Verbesserung und Aufwertung des innerörtlichen Fußwegenetzes und der barrierefreie Ausbau und die Attraktivierung öffentlicher Plätze und Grünflächen.
Um die städtebauliche Sanierung und Entwicklung weiter positiv voranzutreiben und negativen Entwicklungen aktiv entgegenzuwirken, stellte die Stadt Katzenelnbogen einen Antrag zur Aufnahme in ein Programm der Städtebauförderung, um im Rahmen klarer Entwicklungsziele öffentliche städtebauliche Maßnahmen umzusetzen und private Maßnahmen anzustoßen. Auf Grundlage des eingereichten Programmantrages wurde Katzenelnbogen im 14. Juli 2021 durch das MdI RLP in das Städtebauförderprogramm „Lebendige Zentren – Aktive Stadt“ aufgenommen. Daraufhin wurden die Vorbereitenden Untersuchungen nach dem Baugesetzbuch durchgeführt, das ISEK erstellt und ein Sanierungsgebiet im Jahre 2023 abgegrenzt.
Das zentrale Entwicklungsziel für den historischen Stadtkern Katzenelnbogen ist es demnach, seine funktionale und historische Bedeutung als Identifikationspunkt, Versorgungs-, Arbeits- und Wohnstandort sowie als Aufenthalts- und Kommunikationsraum für die heutige und für nachkommende Generationen zu sichern, zu stärken und zukunftsfähig zu gestalten und an die Anforderungen des Klimaschutzes anzupassen. Darüber hinaus gilt es das historische baukulturelle Erbe, mit seinen prägenden städtebaulichen Strukturen, der historische Bausubstanz und dem historischen Ortsbild, zu sichern, zu pflegen und aufzuwerten.
Hierzu ergeben entsprechende Handlungsfelder und Maßnahmenschwerpunkte, welche sich über das Gebiet verteilen. Diesen sind einzelne öffentliche Maßnahmen wie z.B. die Neugestaltung des Stadtplatzes an der Untertalstraße, die Ertüchtigung der Fußwegeverbindung Einrichstraße – Weiherwiese und die Verbesserung des Zugangs zum Kriegerdenkmal zuzuordnen. Parallel zu den öffentlichen Maßnahmen werden private Modernisierungsvorhaben im Rahmen der Sanierungsberatung begleitet und finanziell gefördert.